14.2 Mittsommer

Das Mittsommerfest gilt in den skandinavischen Ländern nach Weihnachten als der wichtigste Feiertag im Jahr. Die Feierlichkeiten finden zur Sommersonnenwende statt. Zu dieser Zeit wird es in Skandinavien und dem Baltikum nachts kaum dunkel. Die Sommersonnenwende findet am 20., 21. oder 22. Juni statt. Das Mittsommerfest wird in den meisten skandinavischen Ländern an einem Samstag zwischen dem 20. und dem 26. Juni gefeiert. Ursprünglich wurde am 24. Juni das Hochfest Johannes des Täufers gefeiert. Auch heute hat das Mittsommerfest, außer in Schweden, einen Bezug zu diesem christlichen Fest. In jedem Land ist das Mittsommerfest durch unterschiedliche Bräuche gekennzeichnet. Das Fest wird bevorzugt auf dem Land mit Familie und Freunden gefeiert. Ein Mittsommerfest ohne reichlich Alkohol und traditionelles Essen wäre kaum denkbar. Oft bleibt in der Mittsommernacht, entgegen der Vorschrift, die Landesflagge gehisst.
In Schweden ähnelt „Midsommar“ dem deutschen Maibaumaufstellen. Ein geschmückter Baumstamm wird am Mittsommerabend aufgerichtet. Danach wird im Kreis um ihn herumgetanzt. Die Mädchen tragen zum Fest weiße oder geblümte Kleider und Blumenkränze im Haar. Zum traditionellen Essen gehören Jungkartoffeln, Hering, Sauerrahm, Knäckebrot sowie Erdbeeren mit Sahne. Früher glaubten die Schweden, dass die Natur in der Mittsommernacht magisch sei und Elfen und Trolle im Wald zu sehen seien. Der Morgentau soll kranke Tiere und Menschen heilen können. Aus diesem Grund sammelten die Menschen etwas Tau und benutzten ihn zum Backen von Brot. Ein weiterer Brauch ist der der „Sieben Blumen“. Unverheiratete Mädchen pflücken in der Nacht sieben Blumen, welche sie unter ihr Kopfkissen legen. Die Legende besagt, dass sie in dieser Nacht dann von ihrem zukünftigen Ehemann träumen würden.
Die Dänen und Norweger feiern am Abend vor dem Johannistag am 23. Juni das „Sankt-Hans-Fest“. Dabei wird ein großes Feuer entzündet, indem die Dänen eine Strohhexe verbrennen, um das Böse zu vertreiben. Während des Festes werden viele Volkslieder gesungen. Kurz vor dem Abrennen des Feuers wird eine Ansprache gehalten.
In Finnland wird das Fest „Juhannus“ immer an einem Samstag gefeiert. Der ursprüngliche Name der finnischen Variante des Mittsommerfestes war „Vakkajuhla“ (Korbfest) und „Ukon juhla“ (Fest des Ukko). Ukko galt als Gott des Wetters, der Ernte und des Donners. Die Finnen verbringen den Tag traditionell auf dem Land in einer Sommerhütte, um gemeinsam mit Freunden und Familie zu angeln, zu saunieren und zu grillen. Die Städte sind ab dem Vorabend nahezu ausgestorben. Für das Fest werden Blumen und Birkenzweige zusammen gebunden, mit denen der Eingang des Hauses dekoriert wird. Als fester Bestandteil des Festes gilt das Juhannuskokko (Juhannusfeuer), welches gut sichtbar auf Lichtungen oder an Seeufern angezündet wird. Der Tradition zufolge vertreibt das Feuer, das Feiern und das Trinken die schlechten Geister. Ein alter Glaube besagt, dass die Ernte umso besser wird, je mehr man trinkt. Auch heute ist der Alkoholkonsum sehr hoch an diesem Tag. Das massive Trinken hat viele Unfälle im Straßen- und Wasserverkehr zur Folge. Jedes Jahr sterben bis zu 20 Menschen an den Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum. Heutzutage werden an Mittsommernacht viele Festivals und Events abgehalten.
Das Mittsommerfest hat mit seinen unterschiedlichen Bräuchen und Traditionen einen hohen Stellenwert für die Bewohner Skandinaviens und des Baltikums und wird jedes Jahr freudig erwartet und ausgelassen gefeiert.