8.3 Finanzkrise

Was ist bloß los?

Es ist Sommer. Wir haben Aufschwung. Man kann mit Optimismus in die Zukunft schauen. Nun gut, es stimmt, dass Biodiesel umstritten ist. Muss man sich doch ehrlich fragen, ob man die Nahrung in Anbetracht des Hungers in der Welt, so ganz ohne moralische Zweifel verheizen darf, nur um mobil zu sein. Aber in diesem Sommer denken wir auch darüber einmal kritisch nach. Schließlich steigen Nahrungsmittelpreise. Mancherorts auf der Welt sind Ernten nicht so gut ausgefallen. Andernorts versteht man gar nicht mehr, wieso trotz Subventionen Milch nicht einen zufrieden stellenden Preis erreicht. Oder ist es schon lange kein Preis mehr, sondern so etwas wie eine Bezugsabgabe. Es ist herrlich, dass man sich in Wirtschaftswachstumsphasen darüber Gedanken machen kann und sich fragt, ob man dem Staat nicht eigentlich weniger von reichlich fließenden Steuergeldern zubilligen sollte.

Aber was ist wirklich los? Zinsen steigen. Banken buhlen mit hohen Tagesgeldsätzen um die Gunst der Sparer. Tagesgeld kann man ab dem ersten Euro gut verzinst anlegen. Der Realzins ist wirklich attraktiv für Anleger. Unternehmen merken das deutlich. Sie bekommen Darlehen zu deutlich gestiegenen Zinsen angeboten; wenn sie überhaupt einen Zugang zu den Krediten schaffen. Denn die Banken sind sehr anspruchsvoll geworden. Man sagt, es liegt an Basel II. Da müssen die Banken die Bilanzen der Kunden ganz besonders kritisch prüfen. Schließlich tragen die Banken die Verantwortung für die Gelder, die Ihnen die Sparer anvertrauen. Wer prüft eigentlich die Bilanzen der Banken? Welcher Bankkunde fragt eigentlich seinen Bankberater nach dessen Bilanzen? Und warum sind in den Bankbilanzen so viele Seiten nur mit bunten und nichts sagenden Bildern und Phrasen gefüllt, wenn man doch nur wissen will, was der Banker von seinem Kunden erfahren möchte: Hat er was? Dann kriegt er was. Hat er nichts? Dann kriegt er nichts. So einfach könnte Otto-Normalverbraucher seine Anlageentscheidung treffen. Na ja und die Renditeentscheidung und die Gesamtsituation muss ebenso berücksichtigt werden, wie die persönlichen Pläne und die Lebensphase der Anlegers wollen bedacht werden. Es ist also nicht so einfach. Die Werbefachleute der Banken haben in unseren Köpfen eben schon wirklich gute Arbeit geleistet.

Es ist Sommer. Immer wieder muss man dann an den September denken. Wenn die gute Zeit zu Ende geht und der Herbst ansteht. Seit Menschen gedenken ist der September ein heikler Monat. Wenn nicht nach eingebrachter Ernte wann dann wurden seit jeher Kriege begonnen. Aber auch die modernen Kriege, Konflikte, Krisen bevorzugen den September. Attentäter mit und ohne staatlicher Vollmacht nutzen diesen Monat. Da doch aber in diesem Jahr alles so schön und gut läuft, was soll uns da passieren? Es ist völlig abwegig zu erwarten, dass ein neuer Krieg beginnt. Wir haben mit dem Irak und Afghanistan genug zu tun. Neuer Terror wäre auch nicht zu erwarten. Eine neue Vogelgrippe werden wir sicher beherrschen können, solange aus den Labors nicht eine Biowaffe ausbricht. Auch dass die Banken das Geld nicht zurückzahlen, das sie so fleißig zu unerwartet hohen Zinsen einsammeln, ist unwahrscheinlich. Vermutlich spekulieren sie ja mit dem Geld. Denn die Rohstoffpreise und das Öl sind einfach enorm teuer. Und glaubt man den Prognosen, kennt der Ölpreis wohl nur eine Richtung.

Ach ja: Prognosen. Was sind die eigentlich Wert? Eine Menge, für den der Sie schreibt und benutzt. Aber der so vermeintlich gesunde Menschenverstand weiß aus Erfahrung: Prognosen sagen nur etwas über den aus, der sie abgibt. Und man soll immer auf das Unerwartete und Unglaubliche gefasst sein.

Nirgends liest man Prognosen über den September. Aber wir sollten für den nächsten September einfach wieder einmal etwas Unerhörtes, Unerwartetes und Unschönes für denkbar halten.

Es ist Sommer. Das ist los!