15.4 Expo di Milano

Weltaustellung 2015 – Bel Paese

Feeding the Planet, Energy for Life

1992 Sevilla, 1998 Lissabon und nun in Mailand. So ganz Expo unerfahren bin ich nicht, aber ich bin doch auch nicht mehr der gleiche – mit großen Erwartungen gekommen, kehre ich etwas enttäuscht zurück.

Die Expo in Mailand will Antworten geben auf die großen Fragen der Ernährung und der Energieversorgung. Zugleich will sie sich unterscheiden, keine Megabauten zeigen und Vorbild sein.

Doch ob Ihr das gelingt? Sind dazu nicht zuviele Großkonzerne vertreten, die nicht unbedingt die gesündeste Ernährung auf Ihre Fahnen geschrieben haben: Nestlé, Coca Cola, Ferrero oder MacDonalds. Überall finden sich Stände die eher zum essen einladen, denn zum informieren.

Da hilft es wenig, dass TechnoGym mit seinen auf der Expo verteilten Fitness Geräten anbietet „lets move & donate food“ – auch wenn so 650.000 Mahlzeiten an unter-ernährte Kinder gingen.

Insgesamt erscheint die Expo also wie eine fröhliche Fressmeile und wird so auch von den Italienern gern angenommen – als einfache und fröhliche Familienparty. Doch das will man einer Weltausstellung nicht vorwerfen, soll diese doch die Menschen ansprechen. Anspruchsvollere Mailänder haben sich allerdings klar gegen diesen oft einfachen Massenrummel ausgesprochen.

Zumeist kommen die Besucher mit der Metro, steigen Rho Fiera aus und gelangen mittels einer gigantischen Brückenkonstruktion über Gleise und Autobahn direkt auf das Expo Gelände. Schon hier zeigt sich, dass Größe und Qualität nicht immer eins sind, ist doch die Konstruktion recht lieblos geraten. Wer Milano Malpensa angekommen ist, hat  eine – wenngleich in die Jahre gekommene – Stahlkonstruktion gesehen, deren Gestalt dem Credo Form follows Function folgt – und noch immer beeindruckt. Da kann die Expo als ganzes nicht mithalten, wenngleich Padiglione Zero, der Eingangspavillion mit seiner organischen Struktur und seiner inneren Bibliothek der Nahrung durchaus spannend ist. Jede Schublade steht für ein Nahrungsmittel, ein Tier oder eine Zubereitungsart. Aber gut durchdacht ist dieser Pavillon Null eben nicht, bilden sich doch endlose Schlangen, um den schubweisen Einlass zu erlangen. Dass viele kleinere Pavillons dies Problem nicht lösen können, sei ihnen verziehen. Bei Großformen wie dem Padiglione Zero, aber sollten Ausstellungsmacher dies Problem locker lösen können. Als Beispiel mustergültiger Besucherführung sei hier der Deutsche Pavillon genannt, dessen äußere und frei begehbare Landschaftsebene gelungen und sanft aufs Gebäudedach führt, während man von übergroßen „Ideenkeimlingen“ und deren solaren Blätterdach beschattet wird – und zugleich runter auf die Bühne oder ins Pavillon-Innere blickt. So verteilen sich die Besucherströme, ohne dass es zum fühlbaren Stau kommt. Eben sehr gut organisiert & deutsch.

Doch genug des Negativen:

Beeindruckend war durchaus das Symbol der Expo, der Albero della Vita.

Die allabendliche Show von Marco Balich und seines Baums des Lebens, wo er gemeinsam mit dem Mailänder Komponisten Roberto Cacciapaglia Millionen Besucher verzauberte war schön und unterhaltsam. Die Gestaltung ist Michelangelo’s Pflaster der Piazza del Campidoglio in Rom entnommen, diese wurde in 3D überführt sowie mit modernster Technik bestückt. An manchen Stellen lukt italienischer Kitsch hervor – doch auch das gehört dazu.

Auch so mancher Konzern hat sich bestens vorgestellt – ich zumindest kannte den Vanke Konzern nicht. Äußere Form und innere Präsentation passten zusammen, waren medial gut gestaltet. Das größte Immobilienunternehmen Chinas (Jahresumsatz fast 5 Milliarden Euro) zeigte sich äußerlich mit einer roten Schuppenhaut ähnlich einem Drachen und bot innen auf zig Bildschirmen eine übergreifende Präsentation zum Thema städtisches Wachstum.

Übrigens auch gut inszeniert ist das Armani Hotel. Im Erdgeschoss betritt man von einer kleinen Halle aus den Lift, dieser fährt gefühlt eine Etage hoch, die Lifttüren öffnen sich und man genießt – den Blick über ganz Mailand. Aus der 8. Etage, denn der Lift ist ein extrem gut eingestellter Express-Lift. Das nenne ich gut inszeniert.

http://www.expo2015.org/rivivi-expo/

Aimo Aimo